Seit dem Jahr 2015 läuft das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark“. Ziel ist es mit praxistauglichen Lösungen eine nachhaltige Reduktion der Wildunfallzahlen zu erreichen und damit auch mehr Verkehrssicherheit für Mensch und Tier zu schaffen. Die Unterstützung des erfolgreichen Projektes durch das Land Steiermark wurde im vergangenem Jahr von der Landesregierung bis zum Jahr 2026 erneut beschlossen. Projektträger sind wie schon 2021 Jahr die Land- und Forstbetriebe Österreichs. Neben dem Land Steiermark unterstützt auch die Steirische Landesjägerschaft das Projekt seit Beginn an.
Seit dem Start des Projektes wurden bisher in acht Ausrüstungsphasen 236 steirische Jagdreviere bearbeitet und über 46.000 moderne Wildwarnreflektoren sowie andere Präventionsmaßnahmen angekauft und an die Jagden bzw. Straßenmeistereien verteilt. Mit diesen Maßnahmen werden derzeit etwa 687 Kilometer Landes- und 26 Kilometer Gemeindestraßen abgesichert. Damit konnte auch 2022 eine deutliche Steigerung erreicht werden.
Im heurigen Jahr wurden 23 Jagdreviere neu in das Projekt mitaufgenommen (Erstausstattung) und 70 bestehende Testreviere nachgerüstet. Zum Einsatz kommen neben neuesten optischen und akustischen Wildwarnreflektoren auch Duftstoffe und ökologische Begleitmaßnahmen.
Seit den ersten Gerätemontagen wurden auf ausgerüsteten Strecken durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 30 % bis zu 70 % (je nach eingesetzter Maßnahme) im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet. Dennoch kommt es österreichweit und in der Steiermark immer noch häufig zu Unfällen mit Wildtieren, wovon insbesondere Rehe betroffen sind. Vor allem bei Unfällen mit größeren Wildtieren kommt es dabei häufig zu schweren Sach- und Personenschäden, dem Verlust von oftmals geschützten Wildarten und unnötigem Tierleid. Daher wurde und wird das Projekt auch in Zukunft ausgebaut, um eine weitere Reduktion der Unfälle zu erreichen.
Die Finanzierung von Maßnahmen wie z.B. Wildwarnreflektoren, die Wildtiere durch Signale vor einem sich nähernden Fahrzeug warnen, wird zu zwei Drittel vom Straßenerhaltungsdienst (STED), zu einem Sechstel von der Steirischen Landesjägerschaft und zu einem Sechstel vom jeweiligen Jagdrevier getragen. Die Montage der technischen Maßnahmen sowie deren Betreuung und Wartung auf Landesstraßen wird gemeinsam von den Jagdrevieren und der jeweils zuständigen Straßenmeisterei durchgeführt.
Die grundlegende Finanzierung des Projekts in der Höhe von 53.900,- Euro jährlich stellt das Land Steiermark (Ressort Tierschutz 21.300,- Euro, Ressort Verkehrssicherheit 16.300,- Euro) sowie die steirische Landesjägerschaft (16.300,- Euro) sicher.
Die gute Kooperation des STED mit den steirischen Jäger:innen, die maßgebliche Unterstützung durch Politik, Verwaltung, Tier- und Naturschutz, Wirtschaft und vielen anderen Interessensgruppen sichern dem Projekt in den Testgebieten eine hohe Datenqualität und wertvolle Informationen.
Wildtierunfallmeldesystem via APP
Neben der oben aufgezählten Ausweitung wird das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark“ um eine neue Errungenschaft erweitert. Ab sofort gibt es nämlich ein neues Wildtierunfallsystem via APP.
Um die Wildunfallmeldung zu vereinfachen bzw. die Kommunikation für alle Beteiligten zu verbessern, hat der Steirische Jagdschutzverein Gleisdorf, ein Zweigverein des Steirischen Jagdschutzvereins, gemeinsam mit der Firma „Iteas“ eine webbasierte Softwarelösung „Wildtierunfallmeldesystem (WTUMS)“ entwickelt, mit welcher verunfallte Wildtiere in den jeweiligen Jagdgebieten einfach und rasch mittels einer App zu erfassen sind.
Die Unfall- oder Fahrzeuglenker:innen haben mittels der WTUMS-App die Möglichkeit, einen Wildunfall oder aufgefundene tote oder noch lebende verunfallte bzw. verletzte Wildtiere anonym oder mit Kontaktdaten zu melden. Wird eine Meldung abgesetzt, werden Jäger in einem Umkreis von 20 Meter vom Unfallort mittels SMS benachrichtigt. Dies ist insbesondere an Reviergrenzen für die Klärung der jagdlichen Zuständigkeitsfrage von Vorteil. Der Jäger sieht auf seinem Mobiltelefon den genauen Unfall- oder Fundort des verletzten oder toten Wildtieres und kann diesen rasch und gezielt anfahren, da WTUMS auch über eine Kartenvisualisierung verfügt.
Dadurch werden lange Wartezeiten für Unfall- oder Fahrzeuglenker:innen sowie langwierige und schwierige Nachsuchen zum verletzten oder toten Wildtier für den/die Jäger überflüssig. Zudem wird den verunfallten verletzten Wildtieren unnötiges, langes Leiden erspart, da das Auffinden viel schneller erfolgt. Alle steirischen Jagdgesellschaften werden in das WTUMS eingebunden und es wird ein abwechselnder 24/7 Bereitschaftsdienst eingerichtet.
Die WTUMS-App bietet allen Beteiligten eine große Erleichterung im Wildtierunfallmanagement, soll vorerst in der Steiermark eingesetzt und bei Interesse österreichweit ausgerollt werden. Zielgruppe sind dabei insbesondere Jäger:innen, Einsatzkräfte (zB. Exekutive) und auch beteiligte und betroffene Bürger:innen (Unfall- oder Fahrzeuglenker:innen).
Die Finanzierung des neuen Wildtierunfallmeldesystems erfolgte jeweils zu einem Drittel vom Land Steiermark (Tierschutz), der Steirischen Landesjägerschaft sowie dem Steirischen Jagdschutzverein. Die Gesamtentwicklungskosten beliefen sich auf 12.000,- Euro.
LH-Stv. Anton Lang, Verkehrs- und Tierschutzreferent:
„Gemeinsam mit unseren Partnern ist es uns auch in diesem Jahr gelungen das Projekt deutlich zu erweitern. Mehr Wildwarnreflektoren und mehr eingebundene Jagdreviere bedeuten eine Absicherung von noch mehr Kilometern auf den steirischen Straßen. Damit wollen wir nicht nur unsere Wildtiere noch besser schützen, sondern gleichzeitig auch für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Seit Beginn des Projektes konnten wir durch unsere Maßnahmen auf einzelnen Abschnitten einen deutlichen Rückgang der Wildunfälle verzeichnen. Das ist aber gleichzeitig auch Ansporn, das bis mindestens 2026 laufende Projekt weiter auszubauen. Mein Dank gilt all unseren Partnern, mit denen wir auch in Zukunft eng zusammenarbeiten wollen.“