Die Klimakrise verändert unsere Welt dramatisch – fast jeder Lebensbereich ist betroffen. Eine Herausforderung, die aber auch Chancen birgt, neue Wege einzuschlagen. Doch was bedeutet das für die Steirerinnen und Steirer? Im „Klimaneuzeit“-Pilotprojekt haben engagierte Bürger:innen Bürger:innen Visionen erarbeitet, die bei zukünftigen Entscheidungen eine wichtige Grundlage bilden. Die Ergebnisse werden unter anderem in die Erarbeitung der Klima- und Energiestrategie des Landes (KESS 2030+) einfließen.
„Es kann uns nur in einem breiten Schulterschluss gelingen, den Klimawandel und seine Folgen einzudämmen. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, gemeinsam mit vielen Steirer:innen Zukunftsvisionen zu erarbeiten“, betont Klimaschutzlandesrätin Ursula Lackner. Mit dem Pilotprojekt „Klimaneuzeit“ startete das Land Steiermark daher gemeinsam mit dem Umsetzungspartner Quantuum, dem Wegener Center der Uni Graz und dem Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) ein neuartiges Beteiligungsprojekt. Das Projekt wurde außerdem von den Unternehmen GRAWE und Komptech unterstützt.
24h-Challange: Visionsworkshop in Graz
Nach einer offenen Bewerbungsphase trafen 50 Steirer:innen, die die Vielfalt des Bundeslandes abbilden, am 4. und 5. März zum gemeinsamen Workshop zusammen. Holger Heller, der mit dem Team von Quantuum für das Projekt verantwortlich ist, erklärt: „Die in der Klimaneuzeit-24 Stunden Challenge entstandenen Zukunftsbilder und Handlungsempfehlungen sind ein wichtiger Kompass für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und damit auch für die Klimapolitik des Landes Steiermark.“
Vielfältige Ergebnisse als Rahmen für die weiteren Klimaschutzmaßnahmen
Der Kampf gegen die Klimakrise erfordert einen breiten Schulterschluss – von der Politik, über die Wirtschaft bis hin zu allen Steirerinnen und Steirern. „Deshalb braucht es unterschiedlichste Formate, die alle mit ins Boot holen“, so Lackner. Klimaneuzeit ist Teil einer der drei Säulen, die erfolgreiche Klimapolitik für das Land Steiermark benötigt:
- Mit Bürger:innen-Beteiligung muss die Erfahrung aus der Praxis und konkrete Lebensumstände ins Boot geholt werden und so die Grundorientierung für Maßnahmen erarbeitet werden
- Mit Expert:innen und Experten muss die fachliche Grundlage und Umsetzbarkeit von Klimaschutzbemühungen sichergestellt werden
- Auf politischer Ebene müssen die Rahmenbedingungen geregelt und die Expertise der beiden anderen Säulen vereint werden.
Weitere Verarbeitung der Ergebnisse sichergestellt
„Bürger:innen-Beteiligung darf aber kein Feigenblatt sein. Sie ist nur dann sinnvoll, wenn auch die weitere Behandlung der Erkenntnisse und Ergebnisse garantiert ist. Dafür stehe ich ein“, zeigt sich Lackner entschlossen. Die Ergebnisse des Klimaneuzeit-Projektes werden daher auf mehreren Ebenen eingebunden, wie Andrea Gössinger-Wieser, Klimaschutzkoordinatorin des Landes, ausführt: „Zur Erreichung der Klimaziele ist es besonders wichtig, dass die steirische Bevölkerung gut in den Prozessen und Umsetzungsmaßnahmen eingebunden wird. Die Klimaneuzeit bietet uns eine konkrete Möglichkeit der Bürger:innenbeteiligung. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesem Prozess können wir bereits jetzt in die Entwicklung des neuen KESS Aktionsplans für die Jahre 2022- bis 2024 und der Klima- und Energiestrategie 2030+ einbetten“. Konkret sind zusammenfassend folgende Schritte geplant:
Präsentation & Diskussion der Ergebnisse im steirischen Klimakabinett:
Die Ergebnisse werden im nächsten Klimakabinett, dem ressortübergreifenden Gremium für Klimaschutz im Land Steiermark, präsentiert und diskutiert.
Einfließen der Ergebnisse in die Überarbeitung der KESS 2030+:
Die Ergebnisse des Visionsworkshops fließen in die Überarbeitung der KESS 2030+ ein. Aktuell fehlen seitens des Bundes immer noch wichtige Zielvorgaben und das KSG. Das Land Steiermark will die Zeit dennoch nutzen und hat daher mit Klimaneuzeit die Steirerinnen und Steirer in die Erarbeitung der wichtigen Strategien eingebunden. Nach dem Vorliegen der Ergebnisse werden die Klimaneuzeit-Pionier:innen als Stakeholder:innen in den KESS 2030+ Erarbeitungsprozess eingebunden.
Bundesländerübergreifender Austausch über die Prozesserkenntnisse:
Formen der Bürger:innen-Beteiligung – sei es der Klimarat auf Bundesebene oder die Klimaneuzeit auf Landesebene – erfordern eine fundierte Evaluierung und stetige Weiterentwicklung. Daher wird Landesrätin Ursula Lackner diesen Themenkomplex bei der kommenden Landesklimareferent:innenkonferenz auf die Tagesordnung setzen, um die Ergebnisse der Prozesse sowie die angewandte Methodik zu diskutieren und die weitere Verankerung von Bürger:innenbeteiligung zu thematisieren.
Weiterer Ausbau der Beteiligungsformate geplant
„Die Klimaneuzeit 24h-Challange war ein erstes Pilotprojekt, das wir nun detailliert evaluieren werden. Denn eines ist für uns klar: Derartige Formate müssen weiter ausgebaut werden“, erzählt Lackner und verweist darauf, dass bereits Überlegungen laufen, das Format auf die regionale und Gemeindeebene auszudehnen. „Wir werden die in diesem Pilotprojekt angewandte Methodik, wie auch die gemachten Erfahrungen, daher in einem Leitfaden zusammenstellen, um solche Prozesse auf unterschiedlichsten Ebenen (Gemeinde, Region, Bundesland, österreichweit und darüber hinaus) zu wiederholen bzw. fortzusetzen und immer weiter zu verbessern“, erzählen Holger Heller und Mischa Altmann von Quantuum.
„Es kann uns nur gelingen, die Klimakrise einzubremsen, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen! Ich danke allen Bewerber:innen und Teilnehmer:innen, die sich bei Klimaneuzeit eingebracht haben!“, so Lackner abschließend.