Die Südbahnstrecke zwischen Graz Hauptbahnhof und der Staatsgrenze zu Slowenien bei Spielfeld-Straß ist Teil des Transeuropäischen Kernnetzes und Teil des Baltisch-Adriatischen TEN-T Korridors. Sie wurde bereits in den Jahren 1999 - 2015 mit dem Ziel der Kapazitätserhöhung und Fahrzeitverkürzung im Ausmaß von rund 65 Prozent zweigleisig ausgebaut.
Um die Strecke für die Anforderungen der Zukunft zu wappnen, soll nun der Bereich Werndorf-Spielfeld-Straß attraktiver, leistungsfähiger und effizienter im Betrieb werden. Seitens der ÖBB erfolgt daher ein zweigleisiger Ausbau, wie Vorstandsdirektor Hans Pluy von der ÖBB-Infrastruktur AG ausführt: „Es ist für die Weiterentwicklung der Südbahn von großer Bedeutung, den Streckenabschnitt zwischen Werndorf und Spielfeld-Straß weiter bis zur Staatsgrenze fit für die Zukunft zu machen. Der durchgehend zweigleisige Ausbau dieses Abschnittes – und weiter- führend bis nach Maribor – der Teil des sehr wichtigen Baltisch-Adriatischen Korridors ist, ist ganz wesentlich im Hinblick auf die Attraktivierung des ÖBB-Bahnnetzes im Süden Österreichs. Durch die geplanten Investitionen, die auch die Modernisierung von Bahnhöfen und die Auflassung aller Eisenbahnkreuzungen umfassen sollen, wird der Bahnverkehr für Reisende südlich von Graz schneller, sicherer und komfortabler. Darüber hinaus wird die Region als Wirtschaftsstandort von einem leistungsfähigeren Angebot für den Personen- und Güterverkehr profitieren. Wir freuen uns mit diesem wichtigen Infrastrukturvorhaben, gemeinsam mit dem Land Steiermark als verlässlichem Partner, moderne Verkehrslösungen für die nächsten Generationen auf den Weg zu bringen.“
Folgende Ausbaumaßnahmen sind im Abschnitt Werndorf bis zur Staatsgrenze geplant:
- Herstellung der durchgehenden Zweigleisigkeit zwischen Werndorf und der Staatsgrenze
- Neuerrichtung und Erweiterung des Bahnhofes Spielfeld-Straß
- Erhöhung der höchstzulässigen Geschwindigkeit auf bis zu 160km/h in einzelnen Abschnitten
- Herstellung der Barrierefreiheit in den Bahnhöfen Spielfeld-Straß, Ehrenhausen und Wildon
- Auflassung aller Eisenbahnkreuzungen in den beiden Projektabschnitten (Werndorf - Lebring und Wagna-Süd - Spielfeld-Straß)
Diese Infrastrukturentwicklung der Schiene führt auch zu notwendigen Maßnahmen an Landesstraßen – darunter die B 67 „Grazer Straße“ in Wildon und die B 69 „Südsteirische Grenzstraße“ in Ehrenhausen. Insgesamt sind drei Eisenbahnkreuzungen mit Landesstraßen betroffen: Wildon-Nord, Wildon-Süd und Ehrenhausen.
„Der zweigleisige Ausbau von Werndorf bis zur Staatsgrenze ist ein wesentlicher Bestandteil der Südachse. Insbesondere in Wildon und in Ehrenhausen ist es nun wichtig, die Kreuzungssituationen auf den Landesstraßen B 67 und B 69 gesamtheitlich zu lösen. Es wurde das Ziel verfolgt, die derzeitigen niveaugleichen Eisenbahnkreuzungen durch niveaufreie zu ersetzen. Dazu wurde sowohl in Wildon als auch in Ehrenhausen ein gemeinsamer Planungsprozess zwischen den ÖBB und dem Land Steiermark, in Form eines Variantenvergleiches, durchgeführt. Mit den heute präsentierten Plänen haben wir eine gute Basis für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur vorliegend“, sagt Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.
Planungsergebnisse Wildon:
Das Planungsgebiet in Wildon (B 67, Grazer Straße) wurde in die Bereiche „Wildon Nord“ und „Wildon Süd“ aufgeteilt. Als Grundlage für die unterschiedlichen Varianten wurden ein Verkehrsmodell und eine Verkehrsprognose für das Jahr 2040 erstellt. Der Verkehr wird im Bereich Wildon-Nord bis ins Jahr 2040 etwa um 25 Prozent zunehmen und im Bereich Wildon-Süd um etwa 20 Prozent.
Für Wildon-Nord wurden nach Vorprüfungen zwei Varianten (Nord 1 und Nord 2) in Form eines Vorprojektes ausgearbeitet und mittels einer Wirkungsanalyse gegenübergestellt. In der Zusammenschau aller Beurteilungskriterien zeigt sich eine Präferenz für die Variante Nord 1, welche eine lokale Überführung darstellt.
Für Wildon-Süd wurden ebenfalls nach Vorprüfungen zwei Varianten (Süd 1 und Süd 2) gegenübergestellt. Bei beiden Varianten soll die derzeitige Murbrücke für die Aktive Mobilität erhalten bleiben. In der Zusammenschau aller Beurteilungskriterien zeigt sich auch im Bereich Wildon-Süd ein klares Bild. Variante Süd 1 weist im Vergleich zur Variante Süd 2 deutliche Vorteile auf – somit werden auch hier die Überführungsvarianten über die Mur und die Eisenbahn weiterverfolgt.
Planungsergebnisse Ehrenhausen:
Durch das Ortszentrum von Ehrenhausen führt die Landesstraße B 69 (Südsteirische Grenzstraße) mit derzeit etwa 11.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden. Das Verkehrsaufkommen wird bis ins Jahr 2040 auf etwa 12.000 Fahrzeuge steigen und stellt auf Grund der engen Platzverhältnisse im Ortszentrum ein großes Problem dar. Etwa 75 Prozent des Verkehrs ist Durchgangsverkehr, welcher weder das Ziel noch die Quelle in Ehrenhausen hat und gut auf eine Umfahrung verlagerbar ist.
In Ehrenhausen wurde der Variantenvergleich in zwei Stufen durchgeführt.
Im ersten Schritt wurde eine lokale Überführung einer Ortsumfahrung gegenübergestellt. Die lokale Überführung löst die derzeitigen Probleme im Ortszentrum von Ehrenhausen nicht, weshalb diese Variante in der Zusammenschau sämtlicher Beurteilungskriterien vom Expertenteam ausgeschieden wurde.
Im zweiten Schritt erfolgte somit die nähere Betrachtung einer Ortsumfahrung – vier mögliche Umfahrungslösungen mit unterschiedlichen Ausbaugraden wurden entwickelt und mittels einer Wirkungsanalyse gegenübergestellt.
Im direkten Vergleich und in der Zusammenschau aller Beurteilungsparameter ist auf Grund der geringsten Umwelteingriffe und der geringsten Kosten sowie der positiven verkehrlichen Wirkung der Variante 2.1 der Vorzug zu geben. Diese Variante sieht einen Tunnel und den Anschluss der Spielfelder Straße mit Beibehaltung der bestehenden Murbrücke vor.
Die Varianten finden auch die Zustimmung der Region: „Die drei vorliegenden Lösungen sind sehr zufriedenstellend, denn insbesondere die Verkehrslösung in Ehrenhausen bringt der gesamten Südsteiermark massive Vorteile“, so die Vorsitzenden des Regionalverbandes Südweststeiermark, Nationalratsabgeordneter Joachim Schnabel und Landtagsabgeordnete Bernadette Kerschler.
Die weiteren Schritte:
- Die Steiermärkische Landesregierung wird Anfang November den Grundsatzbeschluss zur Weiterverfolgung der empfohlenen Varianten fassen.
- Neben der Ausarbeitung der Vertrags- und Finanzierungsdetails zwischen dem Land Steiermark und den ÖBB werden die Einreichplanungen für die Vorhaben weiterverfolgt, die Terminschiene fixiert und die nächsten Schritte für die Aufbereitung der notwendigen Verfahren eingeleitet. Die Verkehrsabteilung des Landes Steiermark bildet dazu mit den ÖBB ein Projektteam.