Vom steirischen Arbeitsmarkt und aus der Wirtschaft kommen grundsätzlich erfreuliche Nachrichten: Nach der Corona-Krise geht es steil aufwärts, die Zahl der Beschäftigten erreicht neue Rekordwerte, jene der Arbeitslosen ist so niedrig wie seit 30 Jahren nicht. Das stellt Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik vor neue Herausforderungen. Unternehmen suchen intensiv nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Langzeitarbeitslose, Menschen über 50 Jahre und Frauen sind aber weiterhin Zielgruppen, die Unterstützung brauchen.
Vor diesem Hintergrund präsentierte Soziallandesrätin Doris Kampus gemeinsam mit AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe am Dienstag in Graz den Schwerpunkt Arbeit 2022, der mit rund 94 Millionen Euro dotiert ist.
„Das Jahr 2022 bringt viele Chancen für Menschen, die es in der Vergangenheit am Arbeitsmarkt schwer hatten. Wir setzen unsere erfolgreiche aktive Arbeitsmarktpolitik, die zu der positiven Entwicklung sehr viel beigetragen hat, nun intensiv fort", unterstreicht Soziallandesrätin Doris Kampus.
„Wir können zuversichtlich auf die kommenden Monate blicken. Gemeinsam bündeln wir alle Kräfte, um neue berufliche Perspektiven für arbeitsuchende Steirerinnen und Steirer zu schaffen", betont AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe.
Im Rahmen des „Kooperativen Programms" finanzieren Arbeitsmarktservice (AMS) und Land Steiermark im Jahr 2022 insgesamt 93,9 Millionen Euro für arbeitsmarktpolitische Projekte – davon entfallen 74,3 Millionen Euro auf das AMS, 19,6 Millionen Euro auf das Land.
Das Jahr 2021 brachte trotz Corona-Pandemie und mehreren Lockdowns eine spürbare Erholung des steirischen Arbeitsmarkts mit sich, ab Herbst 2021 befanden sich weniger Steirerinnen und Steirer in Arbeitslosigkeit als noch vor Ausbruch der Krise im Jahr 2019. 37.179 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2021 in der Steiermark als arbeitslos gemeldet (-22,4 Prozent gegenüber 2020), einschließlich der 8340 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Schulungen waren im Schnitt 45.519 Personen ohne Job (-17,0 Prozent).
Um die Situation am heimischen Arbeitsmarkt weiter zu verbessern, investieren das Arbeitsmarktservice (AMS) und das Sozialressort des Landes Steiermark heuer 93,9 Millionen Euro in gemeinsame arbeitsmarktpolitische Projekte. 74,3 Millionen Euro des geplanten Fördervolumens entfallen dabei auf das AMS, 19,6 Millionen auf das Land Steiermark. Insgesamt beträgt das AMS-Förderbudget heuer fast 190 Millionen Euro (ohne Kurzarbeit).
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Eindämmung der Langzeitarbeitslosigkeit, der Förderung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Personengruppen sowie der Qualifizierung künftiger Fachkräfte. Insgesamt sollen mehr als 14.600 Personen vom gemeinsamen Programm profitieren.
„Trotz des enormen wirtschaftlichen Aufschwungs in den vergangenen Monaten gibt es Arbeitsuchende, die mit Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt konfrontiert sind - Ältere, Jugendliche, Frauen, Personen mit geringer Qualifikation oder gesundheitlichen Problemen, Langzeitarbeitslose. Diese benachteiligten Personengruppen wollen wir besonders unterstützen", erklärt Soziallandesrätin Doris Kampus.
Positiver Ausblick für Beschäftigung und Arbeitsmarkt im Jahr 2022
Insgesamt wird die Zahl der Beschäftigten um 10.900 steigen. Profitieren werden sowohl Frauen als auch Männer. Bei den Frauen wird die Beschäftigung um 2,4 Prozent oder 5.700 Beschäftigungsverhältnisse steigen, bei den Männern um 1,8 Prozent (+5.200). Sowohl der produzierende Bereich (+1,7 Prozent bzw. 2.700 Beschäftigungsverhältnisse) als auch der Dienstleistungssektor (+2,2 Prozent bzw. 8.000 Beschäftigungsverhältnisse) werden deutlich über die jeweiligen Werte von vor Ausbruch der Corona-Pandemie steigen.
Auch der positive Trend am Arbeitsmarkt wird laut der Prognose anhalten. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen wird demnach im Durchschnitt 2022 um elf Prozent auf 33.100 sinken, jene der Personen in Schulung hingegen um 3,1 Prozent auf 8.600 ansteigen. Die Arbeitslosenquote soll um 0,8 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent sinken – dies wäre der niedrigste Wert seit Mitte der 1980er-Jahre.
Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass sich auch der Arbeits- und Fachkräftemangel weiter verschärfen wird. AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe führt dazu aus: „Der Personalbedarf der heimischen Unternehmen ist zuletzt deutlich gestiegen, wie die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen zeigt. Viele Betriebe suchen jedoch bisweilen vergeblich nach passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit unseren vielfältigen Ausbildungsinitiativen wollen wir Arbeitsuchende zu wertvollen Fachkräften für unsere Wirtschaft qualifizieren."
Erfolgsmodell Stiftungen für neue Fachkräfte
Mit mehr als vier Millionen Euro fördern AMS und Land Projekte zur Ausbildung arbeitsuchender Personen zu dringend benötigten Fachkräften. Bei arbeitsplatznahen Qualifizierungen (AQUA) wie Stiftungen werden in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen passende Bewerberinnen und Bewerber geschult und können so direkt und gut vorbereitet in ein neues Dienstverhältnis einsteigen.
Der Schwerpunkt bei diesen arbeitsplatznahen Ausbildungen liegt auf zukunftsträchtigen Branchen wie Handwerk und Technik, IT, Umwelt und Pflege – Berufsfelder mit einer wachsenden Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
So sind in der Pflegestiftung 450 Einstiege vorgesehen, in der Klimastiftung 140 und in der erst mit Dezember 2021 gestarteten Digitalisierungsstiftung 200. Je 500 Plätze entfallen auf die Offene Regionalstiftung und die Offene Insolvenzstiftung. Speziell gefördert wird weiterhin die Ausbildung von Frauen vor allem in handwerklich-technischen Berufsfeldern – in der Zielgruppenstiftung für Frauen sind 600 Einstiege eingeplant.
49 Millionen Euro für Beschäftigungsprojekte
Der Löwenanteil des Fördervolumens fließt mit fast 49 Millionen Euro in den Bereich der Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekte (GBP) und Sozialökonomischen Betriebe (SÖB); rund 3400 Personen sollen daran teilnehmen. Fortgesetzt wird etwa mit einem Fördervolumen von zwei Millionen Euro ein Sonderprojekt, bei dem arbeitsuchende Menschen als Assistenzpersonal im Pflege- und Sozialbereich Beschäftigung finden.
Sprungbrett in neuen Job für Langzeitarbeitslose
Während der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die länger ohne Job sind, spürbar angestiegen – zuletzt waren mehr als 10.800 Personen als langzeitbeschäftigungslos beim AMS Steiermark registriert. Über das von der Bundesregierung initiierte Programm „Sprungbrett" sollen sie mittels Eingliederungsbeihilfen bei Firmen neue berufliche Perspektiven erhalten. Unterstützt werden sie dabei auch über neu ins Leben gerufene Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBE), die vom AMS mit 3,8 Millionen Euro gefördert werden.
Mit über 36 Millionen Euro entfällt mehr als ein Drittel des gesamten Fördervolumens auf unterschiedliche Bildungsmaßnahmen, davon die Hälfte auf den Bereich der Überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA). Diese begleitet benachteiligte Jugendliche auf dem Weg ins Berufsleben, Ziel ist dabei immer die Übernahme in ein betriebliches Lehrverhältnis.