7.000 Hektar unberührte Natur umfasst das Schutzgebiet, das durch die Ausweitung des niederösterreichischen Wildnisgebietes Dürrenstein auf das Lassingtal im Norden der Steiermark entsteht. Ein europaweit einzigartiger Schritt für die Natur, aber auch für die Weiterentwicklung der gesamten Region.
Das Wildnisgebiet Dürrenstein im südlichen niederösterreichischen Bezirk Scheibbs ist ein einzigartiges Naturjuwel. Davon zeugt auch die Erhebung zu Österreichs erstem UNESCO Weltnaturerbe, das den größten noch vorhandenen Urwald des Alpenbogens bewahrt. Dieser gilt als einer der letzten Lebensräume in Europa, der sich seit der jüngsten Eiszeit ohne Einfluss des Menschen entwickeln konnte und stellt mit seinen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten einen wichtigen Baustein im Ökosystem dar. Nun ist es der steirischen Umweltlandesrätin Ursula Lackner in Verhandlungen mit den Österreichischen Bundesforsten als größte Grundeigentümer und mit der Unterstützung zweier Unternehmer gelungen, die Erweiterung des niederösterreichischen Wildnisgebietes in die Steiermark auf Schiene zu bringen. Der Grundsatzbeschluss dazu wurde heute in der steirischen Landesregierung getroffen.
Mit der Ausweitung auf das Lassingtal in den Gemeinden Wildalpen und Landl im Norden der Steiermark wird die Schutzfläche auf 7.000 Hektar verdoppelt, mehr als drei Viertel davon bringen die Bundesforste ein (5.700 ha). Ein europaweit einzigartiger Schritt für die Natur, aber auch für die Weiterentwicklung der gesamten Region.
Das Lassingtal – wild und unbändig
Durch einen Zusammenschluss des 3.500 ha großen Lassingtals mit dem ebenso großen Wildnisgebiet Dürrenstein entsteht ein europaweit einmaliges Schutzgebiet. Der Lassingbach ist ein weitgehend unregulierter Alpenfluss von europäischer Bedeutung. Seine ausgedehnten Schotterflächen und einmalige Begleitvegetation werden unter besonderen Schutz gestellt. Dieser Umstand ist bedeutend, weil der Urwald „Rothwald“ in den Lassingbach entwässert und sich entlang von Bächen und Flüssen wichtige Migrationswege für verschiedene Organismen finden. Auch die teilweise lange ungenützten, wenig erschlossenen Hangwälder entlang des Lassingbaches bieten wegen ihrer Naturnähe großes Potential für den Naturschutz. Mit der geplanten Ausweitung könnte also ein weitläufiges und artenreiches Ökosystem umfassend geschützt werden.
Umsetzung durch Unterstützung von Unternehmern ermöglicht
Das Gelingen dieser Erweiterung ist auch einer Gruppe von Unternehmern unter der Federführung von Bernhard Astner (Partner hba Rechtsanwälte) und Herbert Gartner (CEO eQventure) zu verdanken. Ihnen ist der Naturschutz ein großes Anliegen. Die Unternehmer werden das Projekt auch finanziell großzügig unterstützen. Als treibende Kräfte bei der Umsetzung betonen Astner und Gartner: „Nach fast zehn Jahren gemeinsamer Anstrengung und mehreren Anläufen haben wir nun das gesteckte Ziel erreicht. Wir sind davon überzeugt, dass es höchste Zeit ist, der Natur etwas zurückgeben. Alle Unternehmer sind jetzt gefordert und gefragt, zu diesem in Mitteleuropa einzigartigen Naturschutz-Projekt und dessen künftiger Entwicklung bzw. Absicherung einen Beitrag zu leisten.“
Entwicklungsschub für die Region
Um Besucherinnen und Besucher der Region die Einzigartigkeit des Wildnisgebietes und dessen Bedeutung für den Naturschutz näherzubringen, wird am Rande des Gebietes viel Neues entstehen. Einige der Leuchtturmprojekte ab dem Jahr 2022:
- Informationszentrum Fachwerk mit Bewirtschaftung, BesucherInnen- und Outdoorprogramm
- Themenwege mit Informations- und Erlebnisstationen wie ein Naturbadeplatz
- Ausbau der Gästeinformation sowie der Steiganlage in der Wasserlochklamm Palfau
- Vernetzung des Wanderwegs zwischen Fachwerk und Wasserlochklamm
- Erweiterung des touristischen Jahresprogramms inklusive Winterangebote in der Region
- Outdoor-Shuttle für WassersportlerInnen, RadfahrerInnen und WanderInnen zwischen Landl und Wildalpen in der Sommersaison
Ursula Lackner, Klimaschutz- und Umweltlandesrätin Steiermark:
Mit der Verbindung beider Gebiete zum gemeinsamen Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal entsteht ein europaweit einzigartiges, von den Menschen bisher unberührtes Waldökosystem mit einer besonders hohen Biodiversität. Es bietet vielen Tier- und Pflanzenarten ungestörte Lebensräume und der Region große Chancen.
Rudolf Freidhager, Vorstand Österreichische Bundesforste: „Mit seinen alten und naturnahen Waldbeständen stellt das Lassingtal ein einzigartiges Wald- und Naturjuwel dar. Als größter Wald- und Grundbesitzer im Lassingtal bringen wir unsere Flächen ein und erweitern mit 3.500 Hektar die bestehenden Flächen des Wildnisgebietes Dürrenstein um das Doppelte. Sechs Jahre lang haben das Land Steiermark und die Bundesforste verhandelt. Umso mehr freut es mich, dass wir diesen Marathon gemeinsam gemeistert haben. Mein Dank gilt den beiden Verhandlungsteams – sie sind den Marathon gelaufen!“
Bernhard Astner und Herbert Gartner, Unterstützer: „Nach fast zehn Jahren gemeinsamer Anstrengung und mehreren Anläufen haben wir nun das gesteckte Ziel erreicht. Wir sind davon überzeugt, dass es höchste Zeit ist, der Natur etwas zurückgeben. Alle Unternehmer sind jetzt gefordert und gefragt, zu diesem in Mitteleuropa einzigartigen Naturschutz-Projekt und dessen künftiger Entwicklung bzw. Absicherung einen Beitrag zu leisten.“
Karin Gulas, Bürgermeisterin Gemeinde Wildalpen: „Diese Auszeichnung stellt eine Wertschätzung für die Natur im Lassingbachtal dar. Ich sehe großes Potential für unsere Gemeinde Wildalpen, die Einzigartigkeit unserer Landschaft erlebbarer zu machen, unsere Wirtschaft zu stärken und den Tourismus auch außerhalb der vorhandenen Outdooraktivitäten auszubauen und so die Saison über den Sommer hinaus zu verlängern.“
Bernhard Moser, Bürgermeister Gemeinde Landl: „Das Wildnisgebiet Lassingtal bietet uns als Kommune ein ideales Werkzeug für die wichtige Arbeit der Regionalentwicklung. Für die Bevölkerung wollen wir das Angebot von naturnahen Erholungsquellen verstärken und Qualitätstourismus fördern.“
Christoph Leditznig, Wildnisgebietsverwaltung Dürrenstein: „Ein von der Weltnaturschutzorganisation IUCN anerkanntes, bundesländerübergreifendes Wildnisgebiet im dicht besiedelten Europa einzurichten, ist eine Großtat für den Naturschutz. Der Besuch des IUCN-Gutachters hat gezeigt, dass ganz Europa auf uns schaut und uns für diese Leistung bewundert.“
Oliver Gulas, Geschäftsführer Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen: „Das Wildnisgebiet Lassingtal ist eine weitere besondere Auszeichnung für die einzigartige Natur im Bundesländerdreieck der Obersteiermark. Verbunden mit nachhaltiger Regionalentwicklung bieten sich großartige Möglichkeiten für die Steirische Eisenwurzen und darüber hinaus.“